Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 419.jpg

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Anmerkung. Wir sind in der That dem Herrn Verfasser dieser sehr schätzbaren Mittheilungen zu großem Dank verpflichtet. Daß gar manche Obstsorten eine Kälte von 26–27° nicht ohne Schaden aushalten, besonders nicht, wenn wie hier dieselbe so plötzlich, ohne vorherigen langsamen Uebergang auftritt, darf wohl als mit vielen frühern Beobachtungen übereinstimmend betrachtet werden. Immer bleibt es aber eine der wichtigsten Fragen des Obstbaus: welche Sorten sind unter gleichen Verhältnissen gegen climatische Verhältnisse die dauerhaftesten? welche können daher mit sicherer Hoffnung auf guten Erfolg auch in jenen Gegenden noch angepflanzt werden, die wir zu den rauhern und minder günstigen Obstlagen rechnen? Daß mehrere der hier als am Frost getroffenen Sorten bezeichneten, bei weniger kräftigem Wuchs und als erwachsene Bäume nicht würden gelitten haben, läßt sich mit Sicherheit erwarten und bei einer spätern gefälligen Mittheilung möchten wir Herrn Hoverbeck freundlich bitten, auch zu bemerken, ob und welche von den in erwachsenen ältern Exemplaren vorhandenen Obstsorten gelitten haben und welche nicht.
Die Redaktion.



Praktischer Obstbau.
Weitere Nachricht von den Erfolgen des neuen Umpflanzens meiner jungen Obstbäume, die 1854 um Johannis noch nicht ausgetrieben hatten.

Im II. Hefte der Monatsschrift (S. 60) habe ich Nachricht gegeben von einem im Großen angestellten und sehr gelungenen Versuche, meine verpflanzten Baumschulenstämme, die noch um Johannis v. J. schliefen, durch neues Umpflanzen, verbunden mit neuem Beschneiden der Wurzeln und Einschlämmen derselben, in Trieb zu bringen. Ich versprach von den Erfolgen dieser Operation, nach überstandenem Winter, von dem ich fürchtete, daß er den noch zu jungen Wurzeln und Trieben leicht gefährlich werden möchte, später weitere Nachricht zu geben, und versäume dieß um so weniger, da selbst nach einem strengen Winter, der an vielen Orten die Baumschulen ziemlich beschädigt hat, und auch mir mehr als ein Dutzend junger, in vorigem Sommer gleich anfangs hinreichend ausgetriebener, mithin nicht nochmals umgepflanzter, früher, recht kräftiger Stämme getödtet hat, der Erfolg sich als ein äußerst günstiger zeigt. Das vorgenommene Umpflanzen würde ohne Zweifel fast ohne Ausnahme den Bäumen das Leben gerettet und sie in kräftigen Trieb gebracht haben, wenn es früher geschehen wäre, da namentlich die zuerst, etwa 14 Tage vor Johannis noch umgepflanzten Stämme, deren Rinde schon anfing welk zu werden, jetzt im kräftigsten Wuchse stehen.

Bald nach Michaelis v. J. ging ich die ganze Baumschule durch und bezeichnete mir mit verschiedenen Zeichen alle diejenigen umgepflanzten Stämme, die auch bis dahin noch keine merklicheren Triebe gemacht, sondern entweder nur Blätter getrieben, oder noch ganz junge, theils selbst erst beginnende

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_419.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)