Seite:Pomologische Monatshefte Heft 1 424.jpg

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Stämme angesetzt, die diese Sorte zur Unterlage haben, und sind die heranwachsenden Stämme in der Baumschule unter allen andern gleich kenntlich.

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Seite 198 ist vom Herrn Gutsbesitzer Hoverbeck in Queetz auf die wichtige Regel aufmerksam gemacht, daß man, um kräftige, starke Stämme heranzuziehen, bei vielen Sorten das Leitreis jährlich etwas zurückschneiden soll. Er empfiehlt, über dem obersten Auge, welches den Stamm weiter verlängern soll, einen Zapfen des bisherigen Stammtriebes von 3 Zoll Länge stehen zu lassen, dem man alle Augen nimmt, um an diesen das neue Leitreis später anzubinden, damit es gehörig gerade in die Höhe wachse. Ich wollte dazu nur bemerken, daß ich, auch ohne stehen gelassenen Zapfen meistens ganz denselben, ja oft noch größern Erfolg erzielt habe, wenn ich sehr scharf über dem Auge schnitt, welches die Fortsetzung des Stammes bilden sollte, und die Wunde dann mit Baumwachs gut bestreichen ließ, wodurch verhütet wird, daß nicht das oberste Auge im Wuchse stehen bleibt, und das nächste zu treiben anfängt. Bei manchen Sorten, die gern ihre Zweige in stumpfen Winkeln austreiben, steht, wenn man einen Zapfen stehen läßt, der neu entstandene Leittrieb doch oft so stark vom Stamme ab, daß es nachher nicht gut angeht, ihn anzubinden, ohne daß eine merkliche Krümmung bleibt, während selbst diejenigen Sorten, die gern in stumpfen Winkeln austreiben, gerade in die Höhe wachsen, wenn das oberste Auge keinen Zweigstumpf neben sich stehen hat. Zur stärkeren Entwicklung des stehengelassenen obersten Auges trägt es wesentlich bei, wenn man gleich beim Schnitt unter ihm mehrere Augen zerstört, die sonst gern den Saft an sich reißen, und habe ich dieß gern bei allen Stämmen thun lassen (vorzüglich Kirschen und Pflaumen), die ich nicht stützen wollte, und deren oberstes Auge ich nach dem Winter gesund fand, indem sehr nahe bei dem Auge der Spitze des vorigjährigen Triebes sich gewöhnlich ein Quirl vieler seitlicher Augen findet, die, wenn sie nicht im ersten Ausbrechen weggenommen werden, das mittelste Auge, aus der Spitze überwachsen und ihm den Saft nehmen.

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Seite 260 der Monatsschrift werden nicht unwichtige Bedenken gegen die Untauglichkeit des Mahalebstammes als Unterlage für die Kirschen mitgetheilt. Es wäre zu wünschen, daß in der Mittheilung noch etwas mehr über die Beschaffenheit des Bodens gesagt wäre, oder nachträglich noch mitgetheilt würde, in welchen die auf Mahaleb veredelten Stämme von Süßkirschen bald verdarben, indem noch zu wenige Beobachtungen bekannt sind, für welchen Boden eigentlich die Veredlung dieser Kirschen auf Mahalebstämme räthlich ist, die für jeden Boden, wo die Kirsche an sich gedeiht, gänzlich unnöthig und überflüssig erscheint. Wie ich glaube, ist ursprünglich angegeben, daß man für feuchten Boden, in dem die Süßkirsche nicht fortkomme, sich der Unterlage des Mahalebstammes bedienen solle, und sprechen meine bisherigen Beobachtungen, freilich nur an wenigen Mahalebstämmen gewonnen, auch dafür, daß diese in feuchtem Boden weit besser gedeihen, als in häufig zu trockenem. In Nienburg konnte ich namentlich beobachten, daß ein mitgenommener, in dem feuchteren Sulingen fruchtbarer Mahalebstamm zwar noch gut wuchs, doch in vierzehn Jahren bei jährlichem reichlichen Blühen nie wieder eine Frucht ansetzte. Später meine ich irgendwo gelesen zu haben, daß man sich für Kirschenpflanzungen

Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_424.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)