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vorkambrischer Zeit existierenden Anfängen müssen die noch unbekannten Vorläufer der silurischen Skorpione gelebt haben, auf ihm gediehen sie weiter. In seinen Randgebieten finden wir in den kohleführenden Karbonablagerungen Böhmens, Englands, Schottlands, Nordamerikas die karbonischen Orthosterni und Lobosterni. Von ihm ging die Verbreitung der Skorpione über Landgebiete aus, so daß wir sie heute weit verbreitet in tropischen und subtropischen Gebieten niederschlagsarmen Charakters finden.

III. Beider, der Gigantostraken wie der Skorpione Heimat war das Land, das fennoskandisch-kanadische Land, dessen Gewässer die einen, dessen Trockengebiete die anderen bewohnten. Dort lebten in langen, gewiß bis sehr weit in vorkambrische Zeiten zurückreichenden Geschlechterreihen die Ahnen beider, bis für die einen im Untersilur die erste sichere, für die anderen im Obersilur die erste Überlieferung überhaupt uns gegeben wurde.

Beide entstammen demselben, eine räumliche Einheit darstellenden Ursprungsgebiet. Beide zeigen, wie es Herr Versluys wieder klargelegt hat, wichtige morphologische Übereinstimmungen. Namentlich auch die Homologie der sog. Blattfüße der Gigantostraken mit den Sterniten der Skorpione ist mit Versluys als höchst wichtig einzuschätzen. Verwandtschaftliche Zusammengehörigkeit beider als Arachniden ist gewiß anzunehmen.

Sind nun die Skorpione durch Tracheen atmende Gigantostrakenabkömmlinge, oder sind die Gigantostraken zu kiementragenden Skorpionen geworden? Beides wäre a priori als möglich denkbar, denn Blattkiemen auf der einen, Fächertracheen auf der anderen Seite bedeuten ja, wie Herr Versluys bewies, keine phyletisch streng scheidenden Trennungsmomente.

Doch selbst der in seiner Körperform, in dem so besonders plötzlich abgesetzten Postabdomen mit dem schlanken und kräftig gebogenen Stacheltelson, den Skorpionen ähnlichst sehende Gigantostrak Eusarcus ist z. B. schon allein durch die Ruderform seines letzten Fußpaares von den Skorpionen weit abweichend und in völlig anderer Richtung spezialisiert. Die Paddel muß aus einem Schreitfuß geworden sein: ganz ausgeschlossen erscheint es mir, daß aus ihr wieder ein in Form und Segmentzahl normaler Arthropodenschreitfuß wie bei den Skorpionen werden könnte. Weder Eusarcus noch sonst einer der mit paddelförmigen hintersten Fußpaaren versehenen Gigantostraken – Eurypterus, Dolichopterus,

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Josef Felix Pompeckj: Gigantostraca und Scorpionida. Gebrüder Borntraeger, Berlin 1923, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pompeckj_Gigantostraca_und_Scorpionida.pdf/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)