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Hughmilleria, Pterygotus, Slimonia – kann in die Ahnenreihe der Skorpione gehören.

Der in Drepanopterus und Stylonurus überlieferte Sonderast der Gigantostraken besitzt in seinen wie Schreitfüße ausgebildeten hinteren Fußpaaren trotz deren starker bis übermäßiger Verlängerung ganz gewiß die Konservierung einer ursprünglicheren Entwicklungsstufe, als die Eurypteridae und Pterygotidae. Doch auch in diesen Formen oder in ihren unbekannten, weniger spezialisierten Vorläufern, können keine Skorpionahnen stecken, denn sie zeigen, soweit bekannt, die gleichen, sie von den Skorpionen trennenden, Merkmale wie die Paddelträger.

Die Coxae aller fünf, den Cheliceren folgenden Fußpaare sind bei den Gigantostraken nach ihrer Lage und nach den gezähnelten Rändern als Kauladen entwickelt. Das war z. B. bei dem silurischen Skorpion Palaeophonus caledonicus, wenn Pococks Beobachtung und Rekonstruktion richtig ist, nicht der Fall. Dort liegen z. B. zwischen den Coxae der zweiten (und dritten) Füße kleine Sternite der entsprechenden Cephalothorakalsegmente oder Sternocostalstücke der Coxae – oder sind das Epicoxite, so wie sie bei Gigantostraken und Limulus vorkommen? Jedenfalls kann man hier nicht von Kauladen sprechen; erst bei jüngeren Skorpionen werden sie an den Pedipalpen und am ersten und zweiten Schreitfußpaar entwickelt. Es ist nicht angängig, den in der Ausbildung der Kauladen ausgedrückten Zustand der Gigantostraken für ursprünglicher anzunehmen als den bei silurischen Skorpionen beobachteten.

Die Kämme am zweiten Abdominalsegment der Skorpione sind gewiß modifizierte Füße. Den Gigantostraken fehlen diese Bildungen. Die umstrittene karbonische Gigantostrakenform Glyptoscorpius soll angeblich Kämme haben; das ist aber sehr ungewiß. Die Kämme sind unmöglich Neuerwerbungen irgendwelcher Nachkommen von Gigantostraken.

Die Gesamtheit der bekannten silurischen Gigantostraken ist – so z. B. auch in den Augen – so sehr weit von der Baurichtung der Skorpione abweichend spezialisiert, daß aus keiner ihrer Formen ein Skorpion hervorgegangen sein kann. Auch das Zeitmoment – Untersilur bis Obersilur – ist in gleichem Sinne auszulegen. Von den Resten aus dem Kambrium und Algonkium – Strabops und Beltina – ist die entscheidende Organisation unbekannt, ihre systematische Stellung ist ganz unsicher; sie oder etwa nur Strabops als Skorpionenahn zu betrachten, liegt kein Anhalt vor.

Aus der Übereinstimmung in der Lage des Genitalorgans am Vorderende des Abdomens bei Gigantostraken und Skorpionen, die für Landarthropoden eigentlich recht absonderlich ist, kann man nur darauf

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Josef Felix Pompeckj: Gigantostraca und Scorpionida. Gebrüder Borntraeger, Berlin 1923, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pompeckj_Gigantostraca_und_Scorpionida.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)