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eben nur die Tracheen zu Kiemen zu werden, und dann war es nötig, daß die groben Scheren der Kiefertaster von Skorpionen, die in deren frühesten embryonalen Jugendstadien bereits deutlichst angelegt sind, zu einfachen Endgliedern von Schreitfüßen wurden, hier und da auch auf weiteren Umwegen zu antennenartigen Anhängen (Slimonia), dann mußten die Kämme verloren gehen, das Sternum zum Metastoma umgeformt werden und die gehäuften Ocellen zu Facettenaugen werden.

Leider ist die Überlieferung wieder einmal zu lückenhaft, um den Weg vom Skorpion zum Gigantostraken durch unmittelbare Funde zu belegen. Da die obersilurischen Skorpione in allem Wesentlichen bereits vollkommene echte Skorpione sind, so ist der oben gezogene Schluß vielleicht besser so zu formen: Die Gigantostraca entstammen von Skorpioniden, die wesentlich primitiver waren als die silurischen, die z. B. noch einfache Schreitfüße statt der scherentragenden Kiefertaster besaßen – oder: Beide, Skorpioniden und Gigantostraken, sind Äste aus einer gemeinsamen Wurzel, aus skorpionähnlichen Arachniden, die in vorsilurischer, oder wohl noch richtiger in vorkambrischer Zeit Trockengebiete im Bereich der Vorläufer des Old-red-Landes bewohnt haben.

Nach eingehendem Vergleich der ontogenetischen Verhältnisse kamen Clarke und Ruedemann (29) zu dem Schluß, daß Gigantostraken, Skorpione und Limulus sehr frühzeitig aus einem gemeinsamen, noch unbekannten Ahnentypus nach verschiedenen Richtungen divergierten, daß die Skorpione und Limulus nicht aus den Gigantostraken hervorgegangen sein können. Das deckt sich im allgemeinen mit der hier vertretenen Ansicht.

Die Verbindung vergleichend-anatomischer und historisch-geologischer Betrachtungsweise führt hier zu guter Übereinstimmung und zu einer wesentlichen Bekräftigung der von Herrn Versluys vertretenen Auffassung von der phyletischen Verbindung zwischen Skorpionen und Gigantostraken, ohne daß ich damit der Anschauung beipflichten kann, daß die ältesten Skorpione Meerestiere gewesen seien (36).

IV. Was zum letzten die Bedeutung der Trilobiten für die hier behandelten Fragen anbelangt, so brauche ich nur auf meine 1912 (30) geäußerte Meinung zurückzugreifen.

Nach Bau und Ontogenie sind die Trilobiten durchaus echte Crustaceen.

Durch die Stellung der 4 hinteren Fußpaare des Cephalon, deren Coxen als zarte Kauladen gewirkt haben mögen, wird eine entfernte Ähnlichkeit mit den Gigantostraken erzielt. Aber diese 4 Fußpaare

Empfohlene Zitierweise:
Josef Felix Pompeckj: Gigantostraca und Scorpionida. Gebrüder Borntraeger, Berlin 1923, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pompeckj_Gigantostraca_und_Scorpionida.pdf/17&oldid=- (Version vom 1.8.2018)