Seite:Pompeckj Gigantostraca und Scorpionida.pdf/8

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wo die Individuen in großer Zahl gefunden werden, und wo in größerer oder geringerer Zahl vollständiger erhaltene Exoskelette vorkommen, da kann es sich nicht um nur verschwemmte Stücke handeln, so in dem Vorkommen von Ösel, Ringerike, Lesmahagow, im Schenectady, Shawangunk, Bertie. Da haben wir es ganz gewiß mit Besiedelungen von Meeresräumen zu tun.

Wo die Gigantostraken führenden Schiefer in Wechsellagerung mit Sandsteinen vorkommen, da ist zweifellos reichlicher Materialtransport vom Lande her überliefert. Die entsprechenden Vorgänge können mit merklichen tektonischen Bewegungen verknüpft gewesen sein: Clarke und Ruedemann sprechen das aus, und man erinnere sich der Lücken im Profil des Schenectady-Beckens (17). Die Verbindung der Gigantostrakenschiefer mit Konglomeraten im Shawangunk grit, mit einem dem Cambrium diskordant auflagernden Konglomerat bei Stonehaven in Schottland, die konglomeratischen Kalke in Verbindung mit dem oberen Pterygotus-Lager bei Visby auf Gotland, das Ludlow-bonebed mit seinen Gigantostrakenfetzen sprechen ebenso.

Der größte Reichtum an silurischen Gigantostraken findet sich in einzelnen ganz sonderartigen Vorkommnissen des jüngsten Obersilur: Ösel, Ringerike, Lesmahagow, Pentlandhills, Waterlime von Buffalo. Das sind Vorkommnisse in unmittelbarster Nähe und Abhängigkeit vom werdenden Oldred-Lande; das sind Räume, in denen überall das normale marine Tierleben sehr weit eingeschränkt ist. Z. T. sind es Räume, die nach ihrem karbonatischen Gestein nebenher unter dem Einfluß arideren Klimas standen (Ösel, Waterlimegebiet). Die Erklärung für diese Vorkommnisse finde ich in den Veränderungen, die sich um die Wende Silur–Devon unter dem Einfluß der kaledonischen Gebirgsbildungen, unter dem Einfluß des werdenden und groß werdenden Oldred-Kontinentes abspielten. Lage, Ausdehnung und Richtung von Flüssen und Seen des silurischen, in bezug auf seine Art sonst unbekannten Landes wurden geändert, große Teile des Meeresbodens wurden Land, manche Teile von Meeresräumen wurden mehr oder weniger weit abgeschnürt, auf dem Lande wurden neue, anders gelagerte klimatische Differenzierungen geschaffen. Aus den Wassernetzen des Landes worden durch die mit dem Werden des Oldred-Kontinents verbundenen Vorgänge hie und da Gigantostrakenfaunen – und mit ihnen Phyllocariden, Synxiphosuren, Fische – gegen das Meer hin verdrängt. In einzelnen Raumteilen des Meeres, am besten wohl in mehr oder weniger abgeschlossenen Buchten oder Lagunen, fanden sie zeitweilig ihnen zusagende Existenzmöglichkeiten. Das war der Fall in + ausgesüßten

Empfohlene Zitierweise:
Josef Felix Pompeckj: Gigantostraca und Scorpionida. Gebrüder Borntraeger, Berlin 1923, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pompeckj_Gigantostraca_und_Scorpionida.pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)