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Marie Petersen: Prinzessin Ilse

und tiefer den Wald entlang. Daß das Hochmuthsteufelchen sie still verlassen hatte, als sie, vor dem Teufel und seinen Hexen fliehend, vom Brocken herab lief, dass es in den Thränen der Reise und Angst, die sie geweint, davon geschwommen, das wußte die kleine Ilse eben so wenig, wie sie es in ihrem Leichtsinn gewahr geworden, als das Teufelchen bei ihr einzog; aber sie fühlte sich freier und geborgener in dem grünen Waldesschatten, hinter den goldenen Gittern, welche die Sonnenstrahlen, schräg einfallend, über den Rasen spannten. Je weiter sie sich vom Brocken entfernte, je wohler und heimischer wurde ihr zu Muth; die Tannen, dachte sie, schauten nicht mehr so finster und strafend auf sie nieder, wie weiter oben, und bald breiteren auch ernste, ehrwürdige Eichen ihre gewaltigen Arme schützend über sie hin, und lichte, freundliche Buchen drängten sich zwischen die schwarzen Tannen, nickten ihr lächelnd zu und mühten sich, mit ausgestreckten Zweigen die Sonnenstrahlen zuerst aufzufangen und sie wie goldne Pfeile einander zuzuwerfen. Die kleine Ilse, welche nach Kinderart bald ihre Schmerzen vergessen hatte, lief lustig plätschernd zwischen ihnen hindurch; und wenn ein Sonnenstrahl in dem heiteren Spiel an den Boden fiel, so fing sie ihn auf, hielt ihn jubelnd in die Höhe, oder steckte ihren Schleier damit fest und warf ihn nachher, im Weiterspringen, neckend den Blumen und Gräsern zu, die neugierig am Wege standen und ihr nachsahen. Sie war wieder ein glückliches, muthwilliges Kind, und der grüne Wald halte seine Freude an dem kleinen Flüchtling, dem er Obdach gegeben. Für die großen und kleineren Steine, die, in ihre weichen Moosdecken gewickelt träumend am Boden lagen, war es freilich um jedes ruhige Nachdenken geschehen, seit die kleine Ilse tanzend und sprudelnd über sie hin sprang; aber sie waren dennoch Gutfreund mit ihr. Wenn die dicksten und schwerfälligsten von

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Marie Petersen: Prinzessin Ilse. Alexander Duncker, Berlin 1857, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prinzessin_Ilse_(Marie_Petersen).pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)