Seite:Priorato Hamburg 162.jpg

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Auch ist in diesem Jahrhundert ein Haus errichtet worden, welches man ergastulum oder „Gotthaus“ nennt, mit der Inschrift: labore nutrior, labore plector. Es ist für Vagabunden bestimmt, die nicht gut thun wollen, sowohl Männer als Weiber. Sie werden zur Arbeit angehalten, sowohl zur Strafe, als um ihren Unterhalt zu verdienen.

Für arme Kranke und Fremde giebt es ein sehr gut gehaltenes Hospital.

Das Hiobshospital ward im Jahre 1521 für Venerische errichtet; jetzt, da es vermuthlich Mittel genug besitzt, und jene Krankheit nicht so häufig mehr ist werden auch alte Männer und Frauen darin verpflegt.

Außerhalb des Thores „Steindorff“ befindet sich das St. Georgshospital für arme Aussätzige, und vor dem Thore „Milendorff“ ein Irrenhaus, nahe bei dem Lazareth.

Eine besondre Merkwürdigkeit sind 500 Häuser, die das Privilegium besitzen, Bier zu brauen. Früher, und ehe der Seehandel aufkam, war dies Geschäft sehr bedeutend. Jetzt wird nur noch in 150 Häusern gebraut; aber die Eigenthümer der übrigen vermiethen ihr Privilegium, und ziehen daraus mindestens 500 Mark für jedes Haus.

Sehenswerth ist auch das Arsenal. Es ist mit Waffen aller Art, Kriegsgeräth, und Artillerie angefüllt. Außerdem stehen viele Kanonen auf den Wällen.

Das Rathhaus ist ziemlich groß und gut eingerichtet. Hier versammeln sich auch die Bürger. Nahe bei demselben befindet sich die öffentliche Bank, auf welche alle Geldzahlungen angewiesen werden. Es wird in derselben eine große Summe Geldes in lauter Reichsthalern aufbewahrt, deren jeder 48 soldi gilt. Fünf Schreiber halten die Bücher, und zwei Kassirer zählen das Geld. Alle Jahre legen sie Rechnung ab, wobei zwei Senatoren und vier Bürger zugegen sind. Das Geld gehört den Kaufleuten, welche es da gleichsam in Sicherheit haben, und die Zahlungen nach Auftrag der Eigenthümer anweisen.[1]


  1. Der Verf. gebraucht hier zweimal das Wort girare, nicht cambiare, und scheint die Bestimmung der Bank richtig aufgefaßt zu haben.