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7. Soldat Lorenz.


Es war einmal ein Soldat mit Namen Lorenz, der diente bei einem Könige. Drei Mal kam in der Nacht auf seinen Posten ein Geist und kündigte ihm an, daß er seinen Abschied nehmen und ihm nachfolgen solle, um König zu werden. Als der Geist in der dritten Nacht kam, hatten ihm seine Kameraden gesagt, er solle auf ihn feuern. Das Gewehr aber versagte ihm und der Geist sprach: wenn er ihm nicht gehorche, so koste es sein Leben. Er solle immer gen Morgen gehen, da würde er Anweisung erhalten, was er weiter zu thun habe.

Am vierten Tage verlangte der Soldat seinen Abschied, den er auch erhielt. Lorenz reiste nun mehrere Tage; die Lebensmittel, die er mitgenommen, wurden all, und mit dem Hunger kamen Zweifel, ob wirklich der Geist ihn gerufen habe.

So rückte der Abend heran, und er legte sich schlafen auf einen Ameisenhaufen; da kamen in der Nacht die Ameisen und stachen ihn. Mehrere tödtete er und wollte endlich ein Feuer anzünden, um sie alle zu verbrennen. Da schrien sie: „Lorenz, verschone dein Volk, du weißt nicht, wie es dir dienen kann.“ Ei, denkt er, wenn dir die Ameisen dienen können, so läßt du sie leben, geht also sogleich in der Nacht weiter und verschont sie.

Als es weiter auf den Tag kam, gelangte er an einen Teich mit vielen Enten. Auf die eine davon legte er aus Hunger an, denn er gedachte sie sich in seinem Feldkessel zu kochen. Da schrien die Enten: „Lorenz, verschone dein Volk, du weißt nicht, wie es dir dienen kann.“ Da ging

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_030.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)