Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 051.jpg

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alte Diener kam am Stabe daher gewankt und sagte auf Befragen darüber, was wol die Ursache der Erscheinung gewesen wäre, aus, daß der verstorbene König Freundschaft mit dem Könige der Todten gehabt und ein Vermächtniß mit ihm gestiftet hätte, und daß damit die Erscheinung zusammenhängen werde. Wenn der junge König ihm folgen wolle, so getraue er sich wol noch den Weg nach dem Schlosse zu finden, wo der König der Todten wohne, denn er habe seinen Vater oft dahin begleitet.

So ging der junge König zu dem Könige der Todten, und der alte Diener hinkte am Stabe als Wegweiser neben ihm her. Durch Wildniß, Gestrüpp und Dornenhecken gelangten sie zu dem alten verfallenen Schlosse, wo der König der Todten wohnte. Da sah es aus wie in einem verwünschten Schlosse, denn es war Alles mit Moos bewachsen, der Wallgraben und das Thor, das alte verfallene Schloß selber mit dem Burgthurme, die Hausflur, der Rittersaal, alle Zimmer, die Stühle und Tische darin, die Leuchter, ja selbst die Weinkannen und das andere Geschirr, das da umherstand. Es war aber kein verwünschtes Schloß, denn der König der Todten ging darin umher als Hausherr, kam auf sie zu und fragte nach ihrem Begehren. Sie sahen sogleich, daß er bei guter Laune sei, und wie der junge König erzählt hatte, was ihm begegnet war, sagte er: Die Erscheinung sei der Geist seines Vaters gewesen, der habe einen großen Schatz unter seine Gewalt gegeben, den solle der Sohn nach seinem Tode lösen, und wenn sie ein wenig warten wollten, so wolle er sogleich einen Spiegel herbeiholen, dessen er dabei bedürfe.

Hierauf verläßt sie der König der Todten auf kurze Zeit und kommt dann mit dem Spiegel wieder zurück. Jetzt eröffnet er dem jungen König, es wäre ein unermeßlicher Reichthum in dem Schatze, den sein Vater ihm habe aufheben

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_051.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)