Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 110.jpg

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möge, den ihm seine Braut wol auch diesen Abend geben würde, wenn das Mädchen wieder käme. Da gossen sie den Trank in eine lederne Tasche, und als das fremde Mädchen wiederkam, fand sie den König wach und er erkannte sie sogleich wieder. Von Stund an mochte er von seiner zweiten Braut nichts mehr wissen, verjagte sie und heirathete die erste.


32. Königskind.


Es war einmal ein Pilger aus Paris mit Namen Clemens, der kehrte vom heiligen Grabe zurück und gerieth unter die Räuber. Weil sie aber sahen, daß er ein Pilger war, so thaten sie ihm nichts zu Leide und verkauften ihm ein Kind, das sie einer Amme geraubt hatten, die in einer Kutsche mit einem königlichen Wappen gesessen hatte, und ließen ihn seines Weges weiter ziehen nach Paris. Der Pilger nimmt das Kind auf den Rücken und reist mit ihm mehrere Tage. Weil es ihm aber so schwer wird, so gereut ihn der Kauf fast. Doch sieht er an den Zügen des Kindes, daß es gewiß ein Königskind sein müsse, und so nimmt er es mit nach Haus. Da hat seine Frau auch einen Knaben, die Beiden ziehen sie nun miteinander auf und lassen sie miteinander unterrichten. Dann aber soll das angenommene Kind ein Fleischer werden, und das eigene ein Geldwechsler. Nun ist es dort in Paris Sitte gewesen, daß der Fleischerlehrling beim Anfang seiner Lehrjahre dem Meister zur Begrüßung einen Ochsen mitbringen muß. Der Pflegevater Clemens gibt also dem Königssohn einen fetten Ochsen mit, und damit macht er sich auf den Weg zum

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_110.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)