Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 136.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


es so blitzblank war. Ja, sprach das zu dem rostigen Pflugeisen, wenn du so fleißig gearbeitet hättest wie ich, so wärst du auch blänker. - Daraus ist zu lernen: Arbeit macht blank, aber Faulheit macht ruppig.


43. Von einem Reisenden, der die Weisheit Gottes ergründen wollte.


Es war einmal ein kluger Mann, der ging auf Reisen und wollte die Weisheit Gottes ergründen. Mehrere Jahre war er deshalb gereist, da kam er an ein Meer. Da sah er Jemand, der mit einem Eimer ohne Boden aus dem Meere Wasser schöpfte. Den fragte er, warum er das thäte. Antwortet der: er wolle das Meer leer schöpfen.

„Das wäre nicht möglich.“

„So gut als das nicht möglich sei, sei auch nicht möglich, daß er die Weisheit Gottes ergründen könne.“ Damit war die Gestalt vor seinen Augen verschwunden.

Der kluge Mann setzte seine Reise fort und kam zu einem Kohlkopfe, der war so groß, daß ein Regiment Soldaten darunter Schutz finden konnte. Darauf kam er an einen großen Kessel, den hatten zwei Schmiede in Arbeit, und der zweite Schmied fragte, ob der erste Schmied schon weit von ihm fort wäre. Der Kessel aber war so groß daß der eine Schmied den andern nicht klopfen hörte, und in dem Kessel sollte der große Kohlkopf gekocht werden. Als der kluge Mann das erfuhr, zweifelte er selbst, ob er die Rathschläge Gottes erforschen würde, und ging fort in tiefen Gedanken. Als er mehrere Tage gegangen war, fand er eine Reisegesellschaft von sechs Männern. Mit diesen setzte

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_136.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)