Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 140.jpg

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gab, wenn er zu einem Mädchen auf die Freit ging, das ihr nicht gefiel.


46. Der Mann im Rauch.


Es waren einmal zwei Räuber, die wohnten in einer Höhle im Walde, von da aus brachen sie in der Nacht in die Häuser auf den Dörfern ein. Einstmals aber standen sie am Eingange des Waldes, wohin sie sich mitunter an schönen Tagen wagten, und schmauchten ihre Pfeifen. Da fuhr ein Wagen vorbei, darin saß der junge Herr Graf vom Schloß mit seiner Frau, die hatten eben Hochzeit gehabt und küßten sich so vielmals, und kehrten sich dabei gar nicht an die Räuber, die am Eingange des Waldes standen. Da wollte den Räubern ihre Pfeife nicht mehr schmecken, denn sie wünschten sich auch eine Frau.

Sieh da, da kommt eben ein Saufaus in den Wald, und weil die Räuber ihn kannten, so versprachen sie ihm viel Geld, wenn er ihnen seine Frau verkaufen wolle. Das leuchtete dem Mann ein, sie gingen noch etwas weiter in den Wald in die Nähe der Räuberhöhle, er erhält das Geld und macht selbst den Vorschlag: er wolle seinen Rock ausziehen und hier über den Busch hängen, dann wolle er seine Frau in den Wald schicken, die solle ihn holen, und dann sollten die Räuber hinter dem Busche hervorspringen, sie greifen und in ihre Höhle tragen.

Gesagt, gethan. Die Frau verwundert sich wol, da ihr Mann ihr sagt, sie solle seinen Rock von dem Busche holen, wo er ihn habe hängen lassen, weil sie aber gut und folgsam ist, und weil ihr Mann in der Trunkenheit schon

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_140.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)