Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 151.jpg

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wenn wir auf den Moor gehen wollten, wo wir ganz gewiß auch versinken würden.“

Darauf kehrte der Fleischermeister nach der Stadt zurück und der junge Dieb schlug den Weg ein, der ihm von den Räubern bezeichnet war. Er fand sie mit ihren Ochsen noch hinter dem Hügel gelagert, über den sie getrieben waren. Denn bis sie über die Anhöhe hinüber waren, hatten sie die langsamen Stiere zuletzt mit ihren Degen zur Eile antreiben müssen, sodaß an einigen Stellen unter ihrer braunen Haut das Blut hervorquoll, und deshalb mußten sie ihnen Ruhe gönnen, sobald sie die Anhöhe hinter sich hatten und von dem Fleischermeister nicht mehr gesehen werden konnten.

Nachdem der junge Mensch sich dort auch neben den Ochsen zu den Räubern gelagert und mit ihnen tüchtig ihrer Feldflasche zugesprochen hatte, die mit gutem Wein gefüllt war, trieben sie die zum Weiterschreiten an, doch verließen sie alsbald die Straße und trieben auf unwegsamen Pfaden der Räuberhöhle zu. Langsam und mühsam schoben sich die fetten Thiere durchs Gebüsch, das die Räuberhöhle in weitem Umkreise umgab, und oft blieben sie im Gezweig hängen und die Räuber mußten es vor ihnen mit ihren Degen abhacken.

Endlich gelangten sie aber doch zu der Höhle, die war gewaltig groß und in der Vorhalle stellten sie die drei Ochsen auf. Die waren dort schon seit mehrern Stunden erwartet und die Räubermagd warf ihnen Gras vor, das sie auf Geheiß des Räuberhauptmanns schon im voraus am Morgen für sie hatte schneiden müssen. Die Ochsen fingen sogleich an zu fressen, und wie sie mit den Mäulern so im fetten Grase wühlten, da trat aus der hintern Höhle der Räuberhauptmann heraus, der sah aus wie ein ansehnlicher und ganz behaglicher Mann, hatte eine kleine Käpselmütze auf und rauchte aus einer langen Pfeife. Er war schon

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_151.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)