Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 159.jpg

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gesprochen, und wenn nun wieder auf den die Rede kommt, so kann ich doch auch mitsprechen und sagen: so und so lang ist er, o, den kenn' ich recht gut.“

Nun muß sich der lange Winter in den Lehnstuhl setzen, die Frau aber eilt in die Küche, knickt Holz und macht ihm einen Kaffee. Den trinken sie miteinander aus und die Frau ist sehr vergnügt, daß sie nun auch sagen kann, der lange Winter hat einmal bei ihr Kaffe getrunken. Darauf zählt sie ihm die funfzig Thaler vor, und die steckt er in die Tasche. Nun hilft sie ihm auch noch den Ochsen von der Krippe lösen und sieht dem langen Winter noch eine Zeit nach, wie er so wohlgemuth mit ihrem Ochsen und ihrem Gelde dahin zieht. Bald darauf kam eine andere Frau zu ihr, der sollte sie etwas abkaufen. Da sagte sie ganz schnippisch: „Ich habe jetzt kein Geld. Wenn man Bekanntschaft hat mit dem langen Winter, wie mein Mann und ich, so kann man sein Geld besser gebrauchen.“

Das war nun Alles recht gut. Als aber der kluge Mann nach Hause kam, und die Frau ihm mit der Botschaft entgegensprang, daß der lange Winter dagewesen sei, und daß sie ihm den Ochsen und das Geld geschenkt habe, da war er sehr unglücklich, denn er sah alle seine Hoffnungen, den Winter hindurch mit seiner Frau zu bestehen, auf einmal gescheitert. Er sagte zu ihr: „Von jetzt an sind wir geschieden, ich will nichts mehr mit dir zu schaffen haben und so lange gehen, bis ich einen dümmern Menschen antreffe, als du bist. Hab' ich den gefunden, so komme ich wieder zu dir. Bis dahin aber leb' wohl.“

Er macht sich also wieder auf den Weg und geht eine ganze Strecke weit, findet aber nirgends einen dümmern Menschen als seine Frau. Endlich blies der Wind schon ganz winterlich übers Stoppelfeld, und da kommt eine Frau Amtmannin auf einem Schimmel daher geritten. Da bleibt

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_159.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)