Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 187.jpg

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wie nun wol mitunter ältere Frauen von schlechten Sitten in jüngere Männer verliebt sind, und im Weitergehen blicken sich Beide noch oft nacheinander um und nicken einander zu.

Nun hatte zwar den Kaufmann der große Handelsherr, bei dem er als Buchhalter gestanden hatte, zum Abschiede vor aller Eifersucht gewarnt, und damals wurden solche Regeln, die man von Vätern, Vormündern und Dienstherren mit auf den Weg erhielt, noch viel pünktlicher befolgt als jetzt, denn der Vater sagte damals nicht zu dem Sohne: mein Sohn, ich dächte, du könntest das so machen, sondern er gab ihm vor jedem wichtigen Lebensabschnitte so gleichsam ein Gebot, wie der Herr den Juden auf dem Berge Sinai. Ein solches Gebot hatte der Kaufmann auch von dem Dienstherrn empfangen, nicht mehr eifersüchtig zu sein - aber als der sah, wie seine Frau einen so blutjungen Mann auf der Straße küßte, schlug er doch jene Regeln in den Wind, ergriff eine Pistole, die noch von der Reise her geladen war, und schoß sie auf die Straße ab hinter der Frau her. Darauf lief das ganze Haus zusammen und der Kaufmann rettete sich mit Mühe und Noth durch eine Hinterthür, die aus dem Garten ins Freie führte.

So mußte er nun schon wieder in die weite Welt ziehen. Bald darauf aber trat ein Krieg ein, da nahm er Dienste. Er suchte den Tod, allein er fand ihn nicht. Nachdem er schon lange Zeit in großem Elend als gemeiner Soldat gedient hatte (denn sein Geld hatte er bei seiner Flucht aus dem Wirthshause dort zurückgelassen), kam an sein Regiment ein neuer Oberst, der sah ihn unter den Soldaten und bestellte ihn zu sich auf sein Zimmer. Da trug er ihm an, ob er als Bursche bei ihm eintreten wolle. Diesen Vorschlag nahm er mit Dank an, denn er litt die

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_187.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)