Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 203.jpg

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Es dauert nicht lange, da kommt sie wieder herein und hat einen Pater unter dem Arme untergefaßt. Mit dem hat sie sich nämlich gehalten, so oft ihr Mann, der Wirth, nicht daheim gewesen ist, wie er auch diesmal gerade verreist gewesen. Die Zwei setzen sich miteinander hin, essen und trinken, und als sie gegessen und getrunken haben, sagt der Pater: sie wollten einmal miteinander tanzen, und da springen und laufen sie miteinander in der Stube herum wie närrisch. Da denkt der alte Tambour: Halt, die laufen ja Sturm, dazu mußt du Sturm trommeln. Also steht er auf, hängt seine Trommel um und fängt an Sturm zu trommeln. Wie der Pater und die Wirthin das Trommeln hören, läßt der Pater Hut und Stock im Stich und springt mit der Wirthin zur Thür hinaus, und fort geht es wie Gustav nach Amerika. Der Tambour aber geht in die Vorderstube und ißt und trinkt sich ordentlich satt, dann huckt er seine Trommel auf und macht sich heim zu Frau und Kind. Wie er heimkommt, ist Freude über Freude, daß er da ist, aber es fehlt ihnen am Besten und sie müssen Hungerpfoten saugen.

Also geht der Tambour hin, holt sich Ruthen und bindet sich ein rechtlich Bund Besen. Dieses Bund huckelt er auf, will die Besen verkaufen und geht damit gerade in das Wirthshaus wieder hinein, wo er einmal Sturm getrommelt hat. Wie er hineinkommt, ist aber der Wirth daheim. Da spricht der alte Soldat, ob er wol nicht könne die Nacht dableiben. Ja wohl, sagt der Wirth, er solle hereinkommen und seine Besen auf dem Hausflur absetzen - da hat so ein kleiner Tisch gestanden. Darauf legt er sie hin. Wie er hereinkommt in die Hinterstube, sitzt sie ganz voll Kaufherren, die große Frachtwagen mit Waaren bei sich geführt haben. Er sagt guten Abend, setzt sich, weil er nur ein armer Besenbinder gewesen ist, unten

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_203.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)