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65. Der Ziehhirsch.


So ist denn auch einmal in den alten, alten Zeiten eine Königstochter gewesen, die war in einen Stabshornisten verliebt und steckte diesem immer viel Geld zu. Durch das Geld, was der Stabshornist aufzuwenden hat, wird der König aufmerksam, läßt ihn zu sich kommen und fragt ihn, woher er das viele Geld erhalte. - Das bekäme er von seiner Prinzessin. - Nun schließt der König seine Tochter ein und sagt dem Stabshornisten, wenn er jetzt noch zu ihr gelangen könne, do solle er sie heirathen und König werden. Weiß mein Stabstrompeter nichts Anderes zu thun, als daß er sich einen Ziehhirsch auf Rollen machen läßt, da legt er sich hinein und bläst alle die schönsten Stückschen, die der König gern hören mag. Der König fragt seinen General, ob er für gut befände, daß er den Hirsch kaufe, um seine gefangene Tochter damit zu erfreuen. Der General findet es für gut, und der König bezahlt viel Geld für den Hirsch an den Mann, der ihn hat auf Walzen ziehen müssen. Nun wird der Hirsch auf das Zimmer der Prinzessin gezogen und unterwegs bläst er wieder die schönsten Stücke. Als der König den Stabshornisten später im Zimmer der Prinzessin fand, gab er ihm seine Tochter zur Frau und machte ihn zum König.

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_212.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)