Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 216.jpg

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Als er nun über zwölf Stunden marschirt ist, kommt er in einen dicken Wald und will sich da ein Nachtquartier suchen. Er wählt sich also einen Baum auf einer steinernen Höhe aus und steigt hinauf, als er aber ein wenig eingeschlafen ist, fällt er herunter. Er steigt wieder hinauf, als er aber wieder oben ist, sieht er von ferne ein Lichtchen brennen, das will er holen. Er macht sich auf, muß aber erst drei Stunden lang marschiren, ehe er hinkommt wo das Licht ist. Wie er nun bei der Höhle angekommen ist, steht da eine alte Frau, die hat das Lichtchen brennen. Er sagt zu der Frau: „Sun Dag, ole Mäken[1]“, die Frau sagt wieder: „Gun Dag, ole Junge[2]“, und nöthigt ihn in die Höhle. Er geht hinein, da fragt sie ihn, ob er hungrig sei, und als er sagt ja, nimmt die Frau das Licht und streicht damit über den Tisch. Sogleich wird von unsichtbaren Händen der schönste Wein und die schönste Speise aufgetragen. Als er nun gegessen und getrunken hat, schläft die Alte ein, er aber nimmt das Licht und schlägt sie damit todt. Dann marschirt er freudig mit seinem Lichte wieder vorwärts. Als er eine Strecke weit gegangen ist, will er's probiren und wünscht sich ein ordentliches Frühstück. Das bekommt er auch und nun zaubert er sich mit dem Lichte eine Summe Geldes herbei. Da er das nun hat, marschirt er weiter. Nachdem er eine ziemlich lange Strecke gegangen ist, kommt er nach einer Stadt, wo viele Soldaten exerciren. Da nimmt er seinen Stock, denkt sich dabei das Gewehr und exercirt damit. Dies sieht ein Major, der kommt zu ihm und fragt, wo er denn her wäre. Er sagt dem Offizier seine Umstände. Da sagt der Major: er solle hier bleiben und Soldat werden, das will er aber nicht. Da


  1. Guten Tag, altes Mädchen.
  2. Guten Tag, alter Junge.
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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_216.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)