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geschlagen hat. Da hat der Mühlknappe den ganzen Schatz gehabt und die Mühle dazu. Der Barbier aber ist seitdem nicht wiedergekommen, denn er hat früher einmal aus Habsucht in dieser Mühle als Barbier einem Müller den Hals abgeschnitten gehabt und das dadurch gewonnene Geld dort in der Decke versteckt, darum hat er müssen nach seinem Tode hier jeden Mühlknappen barbiren und ihm dabei den Hals abschneiden, bis einmal ein Mühlknappe so ordentlich wäre, daß er vorher das Geld auf den Tisch lege; das hat aber bis dahin Niemand gethan, und darum hat der habsüchtige Barbier allen die Kehle abgeschnitten.


73. Der Student am Halfter.


Es waren einmal zwei Studenten, bei denen war denn auch immer, wie man zu sagen pflegt, der Onkel nicht zu Hause, und darum fehlte es bei ihnen allezeit am Besten. Sie machten miteinander eine Reise und kamen an einer Waldecke vorbei, da lag ein Bauer, der hatte den Halfter eines Esels um den Arm gewunden und schlief. Da zäumte der eine Student den Esel ab und trieb ihn mit dem Stocke davon. Der andere aber legte sich den Halfter an und wartete, bis der Bauer aus dem Schlafe erwachte. Endlich fing der an sich die Augen zu reiben, blickte um sich und war nicht wenig verwundert, als er einen Studenten am Halfter hatte. Der Student aber bat ihn so beweglich, daß er ihn doch gehen lassen möchte, und erzählte: Weil er als Student so ein wilder Bursche gewesen sei, so habe sein Vater ihn einmal aus Zorn in einen Esel verwünscht, und als Esel sei er bei ihm in Dienst gekommen; derweil nun der Bauer geschlafen

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_228.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)