Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 239.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


und darf die Prinzessin nicht heirathen.“ Da ließ der König wiederum den Jägermeister herbeirufen, der aber hieß die Müllerstochter sich niederlegen, berührte sie mit seinem Stabe und sprach: „Jungfer, wer ist bei dir gewesen?“ Da mußte die Müllerstochter der Wahrheit gemäß antworten: „Meines Vaters Mühlknappe.“ Da wurde der König über die falschen Dirnen so erzürnt, daß er die Müllerstochter mit Hunden vom Königshofe hetzen ließ. Der Bauernsohn aber feierte am nächsten Tage seine Hochzeit mit der Prinzessin.


78. Die rothe Fahne und der Ring der Königstochter.


Ein reicher Kaufmann hatte einen einzigen Sohn. Der wurde nun immer älter und größer und wollte sich einmal ein halbes Jahr in der Welt umsehen. Der Vater konnte sich schwer von seinem einzigen Kinde trennen, mußte aber endlich nachgeben, und der Kaufmannssohn ließ sich selbst ein eigenes Schiff bauen, denn er wollte nichts sehen als das viele Wasser, das Gott gemacht hat und das dem Kaufherrn Reichthum und Güter bringt. Und als das Schiff nun fertig war, nahm er noch viel Geld und Gut, Pistolen und anderes Kram, und fuhr ganz allein auf seinem Schiffe davon.

Ein Vierteljahr war er wol schon so auf der See herumgefahren, da landete er doch einmal ans Ufer an. Er befestigte sein Schiff, stieg aus und ging im Freien herum. Sowie er nun in einer großen Ebene spazieren ging, sah er da einen Berg, an dem stieg er hinan, und dahinter sah er wieder eine große unabsehbare Ebene, die mit nichts als Korn bewachsen war. In dem Korn hin aber lief ein Weg,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_239.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)