Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen A 012.jpg

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dem Interesse, welches sie haben, ihre Ausschließung in Märchensammlungen unmöglich. Viele der bezeichneten Märchen sind nur abgeschwächte ältere Märchenstoffe, aus welchen im Laufe der Zeit der Wunderglaube entwichen ist, die aber darum doch noch manchen mythologischen Aufschluß geben können. Das Wünschhütchen, das ein Bauer für eine namhafte Summe verkauft, und das nachher die Wünsche seiner Besitzer nicht erfüllt, wird doch immer mit ein paar Worten so beschrieben, als ob es soeben von Wuotan's Haupte käme. In den Räubermärchen, welche übrigens bei uns auch Wunder enthalten (s. Nr. 48), findet sich eine Tonne mit Menschenfleisch, die fast in jeder Räuberhöhle steht, und deren Ursprung man durch andere Märchen und Sagen mit leichter Mühe zunächst bis in die Zwerghöhlen verfolgen kann, wo sie mit Honig gefüllt ist. Auf dem Gebiete der Sage bergen solche zunächst nicht eigentlich mythischen Traditionen fast stets die Erinnerung an irgend einen Aberglauben oder einen alten Brauch, und wenn z.B. erzählt wird, daß man bei Nacht einem Schneider ein Kohlenbecken vor die Thür gesetzt und daß er einen neuen Bräutigamsanzug in die Flamme geworfen habe in der Meinung, daß ein Schatz vor seine Thür „gerückt“ sei, so liefert das für den Aberglauben noch genau dieselbe Ausbeute wie eine eigentlich mythische Sage. - Abgesehen aber von dieser fortdauernden Beziehung dieser Märchen zur Wunderwelt wird der unbefangene Sammler schon aus culturgeschichtlichen Gründen sie neben jenen eigentlich mythischen Traditionen nicht ganz bei Seite lassen können.

Mehrere Märchen dieser Art, welche ich hier natürlich nicht wieder abdrucken lasse, theile ich in der gleichzeitig von mir erscheinenden Erzählung „Der Pfarrer von Grünrode“ mit, in welcher sich auch Manches für

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite XII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_A_012.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)