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Darauf klagte der Invalide ihm seine Noth und weinte, daß er zum Lohn nichts als den Bettelbrief vom König erhalten habe. Da lachte das graue Männchen und sprach: „Alter, das geht nun einmal nicht anders; wenn Ihr aber Lust habt, unter meiner Compagnie Soldat zu werden, so kommt nur mit mir, es soll Euch gewiß nicht gereuen.“ Darauf ging der Soldat mit dem grauen Männchen und das führte ihn in eine Höhle, darin standen Betten, Tische, Stühle und Schränke und das graue Männchen bewirthete den Alten drei volle Tage lang auf’s Schönste und Beste. Am vierten Tage gab es ihm einen Vogel mit auf die Reise und sprach: „Wenn man diesem Vogel sagt: Halt fest! so muß ein Jeder Alles stehen und liegen lassen und hinterdrein laufen.“

Der Vogel setzte sich auf den Rücken des Alten und am Abende kam dieser in’s Wirthshaus, erzählte von der Eigenschaft des Vogels und zeigte seine Kunst. Wenn die Leute essen wollten, so rief er: Halt fest! und dann konnte Niemand die Speise zum Munde führen, sondern saß an dem Vogel fest und der Soldat ließ sich unterdessen die Mahlzeit des Andern gut schmecken. Die Wirthstöchter hatten ihren Spaß daran und als der Alte auf seine Kammer gegangen war, wollte die jüngste den Vogel, der in der Wirthsstube geblieben war, holen und verstecken, auf daß sie ihn behalten könnten. Der Alte aber hatte ihr Vorhaben gemerkt und rief mit lauter Stimme von seiner Kammer: Halt fest! Da saß das Mädchen an dem Vogel fest und mußte sich so in ihrer Kammer auf’s Bett legen. Als der Invalide am andern Morgen aufgestanden war, sah er die ältere

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)