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von Haus mehr bekam, um es mit seinen Kameraden zu vertrinken und das Rothpferd dafür striegeln zu lassen, so schloß er sich an sechs andere Soldaten an, die eben desertiren wollten.

Da sie nun schon eine Zeitlang über die Grenze sein mochten, kamen sie an einen grünen Platz, darauf ließen sie ihre Pferde grasen. Unterdessen sahen sie, wie eine Klippe sich auseinander that und sieben Hirsche mit goldenen Ringen um die Hörner herauskamen. Da zogen sie sogleich hinein und fanden ein verwünschtes Schloß. Vor den Thoren standen zwei Reihen Soldaten, welches aber Geister waren, und präsentirten, als sie einzogen, das gefiel den desertirten Soldaten gar wohl. Sie zogen ihre Pferde in den Stall, gaben ihnen von dem dastehenden Hafer in die Krippen und gingen dann in die Zimmer des Schlosses. Dort war Alles wüst und leer, als aber einer zum andern sprach: „Bruder, ich bin hungrig,“ stand sogleich eine große Schüssel voll Speise auf dem Tische, und daneben standen sieben Teller und sieben Löffel. Nach Tische sprachen sie auch zu einander: hätten wir jetzt doch auch Wein und eine Pfeife Taback; und sogleich waren sieben Flaschen Wein und sieben Pfeifen nebst Taback da. Am Abende kamen auch die sieben Hirsche mit goldenen Ringen um die Hörner wieder herein und die Klippe schloß sich hinter ihnen zu. Danach gingen die sieben Soldaten zu Bett, denn für jeden war eine kostbare Kammer mit einem prächtigen Bett in dem Schlosse.

In der Nacht kam einer der Geister, die vor dem Schlosse Wache standen, an des jungen Edelmanns Bett und sprach: „Schläfst Du oder wachst Du?“ „Ich

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/164&oldid=- (Version vom 1.8.2018)