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dreien Tagen gelangten sie in den dichten Wald, verirrten sich und kamen in das schöne Wirthshaus. Da ward die Königin mit ihrem Gefolge von den verkleideten Räubern gar herrlich aufgenommen und bewirthet. Allein die Diener des Königs, welche hatten müssen unter die Räuberbande treten, sagten ihr heimlich, daß sie in einer Räuberhöhle sei und warnten die Königin, daß sie sich ja nicht zum Spiele niedersetzen sollte. Am Abend kam der Räuberhauptmann, der in die alte Wirthin verkleidet war, und sagte: es wäre ein kostbares Bankett zugerichtet und seien viel reiche junge Herren unter seinen Gästen, die gelüstete es, mit der Königin Karten zu spielen. „Mich aber,“ sprach da die Königin, „gelüstet es zuerst mit den Herren einen Tanz aufzuführen und sollen alle die Herren, die hier im Hause sind und alle die Jungfrauen, die in der Küche kochen und braten, hereinkommen und mit meinen Soldaten nach der Musik, welche meine Hornisten machen werden, tanzen.“ Den Soldaten war zuvor Bescheid gesagt und als die Räuber meinten, es würde zum Tanz geblasen, bliesen die Hornisten ein ander Signal und die Soldaten ergriffen die dargebotene Hand der Räuber und tödteten sie alle bis auf die frühern Diener des Königs und die alte Wirthin, die sich noch zu rechter Zeit versteckt hatte. Am andern Morgen befahl die Konigin das Haus nach ihr zu durchsuchen und weil sie das gehört hatte, so kam sie freiwillig die Treppe heruntergegangen, übergab der Königin alle Schlüssel des Hauses und bat, daß sie doch einer alten Frau schonen möchte. Da sprach die Königin: „So wahr Du ein alt Weib bist, sollst Du auch leben!“ ergriff die Schlüssel zu all den Schätzen,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/169&oldid=- (Version vom 1.8.2018)