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welche dem König und andern Reisenden im Spiel abgenommen waren, und hieß die Alte an einen Baum aufhängen, denn sie hatte schon gehört, daß die alte Wirthin der Räuberhauptmann und keine alte Frau wäre.

Danach zog die Königin weiter, kam zu dem Einsiedler und sah des Königs Ring an seinem Finger. Von ihm erfuhr sie, daß ihr Gemahl nicht todt, sondern in schlechter Kleidung zu seinen Eltern gereist sei. Vor Freuden über diese Nachricht und aus Dankbarkeit übergab die Königin dem Einsiedler die Schlüssel des Räuberhauses, hieß ihn von den dort aufgehäuften Schätzen nehmen so viel er möchte und das Übrige an die Armen vertheilen.

Als die Königin in das Dorf kam, darin ihr Schwiegervater wohnte, ließ sie alle ihre Soldaten gegen gute Bezahlung bei den Bauern einquartieren, sie selbst aber nahm ihre Wohnung auf dem Edelhofe. Da mußte der König auf Geheiß seines Vaters des Mittags bei Tische aufwarten, durfte aber selbst nicht mitessen. Die Königin erkannte ihren Gemahl wohl, gab ihm aber einen Wink, daß er nicht thun sollte als ob sie seine Gemahlin sei. Auf den Abend wurde der König wieder auf den Schweinskoben gesteckt, allein die Königin war mitleidig, schob den Riegel hinweg, ließ ihn heraus und legte ihm seine Königskleidung an, die sie aus dem Räuberhause mitgebracht hatte, öffnete die Thür mit vielem Geräusch und ließ ihre Hornisten, die auch mit in diesem Bauernhause waren, blasen, als ob sich etwas gar Freudiges ereignet hätte. Da sprang der Edelmann mit seinen Dienern vom Lager auf und alle rieben sich verschlafen die Augen, aber die Königin sprach: „Freuet

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/170&oldid=- (Version vom 1.8.2018)