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Euch mit mir! denn mitten in der Nacht ist mein Herr und Gemahl mir nachgekommen!“ Der Edelmann und eine Diener schauten ganz geblendet auf den jungen König, den sie nicht erkannten, und machten ohne Unterlaß tiefe Bücklinge vor ihm, dachten auch den ganzen folgenden Morgen nicht daran, den andern aus dem Schweinskoben herauszulassen. Als es bald Mittag war und sie ihn bald herauslassen wollten, daß er bei Tische aufwarten könnte, seufzte der König tief. Da fragte sein Vater, ob denn Könige auch zu seufzen Ursache hätten? und der König sagte: „O ja;“ und zum Beweis erzählte er, daß er einen Vater habe, der ihn immer auf den Schweinskoben gesperrt und geschlagen, und daß er jetzt auch glaubte, er säße noch darauf und ihm an diesem Tage nicht einmal sein ärmliches Futter dahin gebracht hätte. Da weinte der alte Edelmann laut mit allen seinen Dienern, denn er erkannte seinen Sohn. Der König aber verzieh seinem Vater und als der Edelmann sprach: „Laß mich mit Dir ziehen, mein Sohn, daß ich all Deine Herrlichkeit mit genieße,“ erlaubte der junge König es gern. Allein die Königin sprach: „Nicht anders kann das geschehen, als wenn Ihr Euch einer Strafe dafür unterwerft, daß Ihr meinen Herrn und Gemahl in den Schweinsstall geworfen habt.“ Der König wollte freilich nicht dulden, daß sein Vater die Strafe leiden sollte, aber der Edelmann sprach: „Ich ziehe nicht anders mit Euch, es sei denn, daß ich zuerst die Strafe leiden muß.“

Darauf vertheilte der junge König die Schätze, welche auf die acht Wagen geladen waren, in dem Dorfe und dann nahmen sie den Edelmann mit sich und zogen

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)