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dort auf der hohen Eiche und die Landschaft Schnorrwitz wurde sehr blühend, weil die Leute dort nun Tag und Nacht arbeiten konnten; die vier aber erhielten in jeder Woche für den Mondenschein ihr gewisses Geld ausgezahlt.

Das dauerte so lange, bis der erste Handwerksbursche starb. Da aber mußte der Bauermeister eine Scheere nehmen, auf die Eiche steigen und ein Viertel vom Monde herunterschneiden. So hatte es der Sterbende verordnet und das Mondenviertel mußte ihm in’s Grab gegeben werden. In Schnorrwitz aber hatten sie seit dieser Zeit abnehmenden Mond. Eine Zeit danach starb der zweite Handwerksbursche, der ließ sich das zweite Viertel mit in’s Grab geben, und darauf der dritte das dritte Viertel und endlich der vierte das vierte Viertel.

Da war es in Schnorrwitz wieder dunkel bei der Nacht, unter der Erde aber war es hell vom Mondenlicht, und alle die Todten erwachten und klagten, daß sie so lange nichts hätten sehen können, und war große Freude bei allen Todten und gingen wieder zu Tanz und Spiel bei Mondenschein und gingen in die Wirthshäuser vor wie nach, tranken sich voll, gingen mit Knitteln auf einander los und vollführten einen Lärm, wie auf Erden noch nicht gewesen war.

Als sie im Himmel das hörten, meinte Petrus, das wäre der Feind, der den himmlischen Heerschaaren das Königreich abtreiben wollte, ließ Lärm blasen und die ganze Himmelsmacht kam zusammen mit Gewehr und Waffen und standen fest wie die Mauern. Als der Feind nicht kam, setzte Petrus sich auf sein Pferd und ritt

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/178&oldid=- (Version vom 1.8.2018)