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Am Nachmittage darauf ward ihnen das Urtheil auf dem Marktplatze noch einmal vorgelesen und gefragt, ob sie die That vollbracht und warum, und ob sie ihr Verbrechen bereuten.

Sie antworteten aber noch immer: „Wir Brüder alle drei – Wohl um das Geld – Und das war recht.“

Sie wurden vom Marktplatze nach dem Richtplatze gebracht und drei Priester wetteiferten mit einander, sie zur Buße zu bewegen; doch sie blieben bei ihrer Rede. Weil aber die Menge hörte, wie der Jüngste immerfort überlaut rief: „Und das war recht,“ so wurde sie gar zornig und hätte die drei Brüder lieber unterwegs schon zerrissen. Da wurde diesen im Herzen doch gar bange, als sie aber oben auf dem Schaffot standen, sprengte plötzlich die Heerstraße entlang ein Reiter auf einem Schimmel nach dem Galgen zu. Die drei Brüder erkannten sogleich, daß es der grüne Jäger war, der aber verkündete allen, die zugegen waren, daß die drei Brüder unschuldig wären und daß der Wirth mit den Seinen den Mord begangen.

Die Wirthsleute waren unter den Zuschauern und liefen schnell nach Haus, als sie solche Rede hörten. Daheim schnitt sich der Wirth die Kehle ab, die Frau erhenkte sich und der Sohn stürzte sich in die Sense.

Die drei Brüder aber hatten bei der Tasche ihr Leben lang des Geldes genug und auch die völlige menschliche Sprache war ihnen wieder gegeben.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/190&oldid=- (Version vom 1.8.2018)