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dem Schweinebraten, die sprang ihr in’s Gesicht und kein Arzt konnte sie vertreiben und sie blieb auf dem Gesicht der Frau sitzen bis an ihren Tod. Und das hat eine Mutter ihren Söhnen erzählt, die wünschen, daß es jeder bösen Schwiegertochter so ergehen möchte, die einem alten Vater keinen warmen Bissen gönnt.


46. Wer todt ist, läßt sein Gucken.

Es war einmal ein böser Mann, der hatte eine dumme Frau, welche ihn durch ihre Thorheit und ihre Launen oft noch mehr erboste. Einst wollte sie sehen, ob sie auch von dem bösen Manne einen ordentlichen Sarg bekäme, wenn sie einmal stürbe, darum stellte sie sich todt und wartete, was geschähe. Der böse Mann, der Alles wohl merkte, ging sogleich auf den Hühnerstall und warf dort ein paar beschmutzte Brettchen herab, als wollte er davon den Sarg zimmern. Da die Frau das hörte, streckte sie den Kopf von ihrer Spreu, darauf sie ausgestreckt lag, durch’s Kammerfenster und war gar verwundert. Der böse Mann aber warf ihr sogleich seinen Hammer vor den Kopf und rief: „Wer todt ist, läßt sein Gucken!“ Davon starb die Frau wirklich, der böse Mann aber ließ ihr nun einen gar prächtigen Sarg machen, daß alle Leute hinterher schauten und staunten, als sie begraben wurde.

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/194&oldid=- (Version vom 1.8.2018)