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sie zu seiner Gemahlin, stellte ihr aber die Bedingung, daß sie sich niemals in die Regierungssachen mischen und daß sie sogleich wieder nach Hause zurückkehren solle, wenn sie es dennoch thäte.

Lange Zeit hatten sie glücklich mit einander gelebt, da begab es sich eines Tages, daß mehrere Bauernwagen auf dem Hofe hielten, davon der eine mit Pferden und der andere mit Rindvieh bespannt war. Mit den Pferden aber war ein Fohlen auf den Hof gelaufen, das sprang unter den Wagen, der mit Rindvieh bespannt war, und sogleich band der Bauer, der diesen Wagen auf den Hof gefahren hatte, es an seinem Wagen fest und sagte, daß es zu seinem Gespann gehöre. Darüber entstand ein Streit und der König sprach das Fohlen dem Bauer mit dem Rindviehgespann zu. Der andere ging zur Königin und klagte ihr, was geschehen war; sie aber sagte: „Steige morgen auf jenen hohen Berg, nimm ein Netz, zieh es über die Steine hin, die dort liegen, und thu als ob Du fischtest.“ Der Bauer that wie ihm geheißen war, die Königin aber ging am andern Tage am Fuße des Berges mit dem König spazieren. Er bemerkte den Bauer und verwunderte sich, daß er dort oben auf dem Berge und nicht drunten im Thale am Flusse fischte. Allein die Königin sprach: „Warum sollen dort keine Fische sein? Hast Du, mein König und Herr, doch erst gestern einem Bauer, der mit einem Rindviehgespann auf unsern Hof fuhr, das Fohlen zugesprochen und es dem Bauer genommen, der die Pferde vor dem Wagen hatte.“

„Du hast Recht,“ antwortete der König, „ich habe falsch geurtheilt und will meine Diener aussenden, daß

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/198&oldid=- (Version vom 1.8.2018)