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hatte, weil sein Hund die Räuber und die Falschmünzer zerrissen, dazu an, eine schöne Kirche zu bauen und ließ seinen kleinen Bruder sorgfältig erziehen, daß er gebessert würde.


63. Barrabas.

Es war einst ein Bettler, der bekam viele Kinder, und wählte immer dreißig Gevattern zur Taufe, auf daß sie ihn beschenkten, und von dem Gelde lebte er dann eine Zeit lang mit seiner Frau herrlich und in Freuden. Zuletzt aber brachte seine Frau noch einen Sohn zur Welt, und weil schon alle Leute in der Hütte des Bettlers Gevatter gestanden hatten, so wußte er für dies Kind keinen Pathen mehr als seine armen Verwandten, die ihm nichts schenken konnten. Als nun der Knabe in der Kirche getauft wurde, trat daheim der Teufel zu dem Bettler, ihn zu versuchen, und erinnerte ihn, wie er früher so lustig Kindtaufe gehalten und noch lange Zeit von den Geschenken der dreißig Taufzeugen gelebt hatte, und da verschrieb er dem Teufel den Knaben und bekam von ihm mehr Geld, als er sonst an einer Kindtaufe gehabt hatte. Er hielt nun mit seiner Frau und seinen ältern Kindern noch die allerlustbarste Kindtaufe.

Es kam aber die Zeit heran, da der Knabe zwanzig Jahr alt war und dem Teufel übergeben werden mußte. Da versammelten sich der Pfarrer, der Lehrer und der Superintendent in der Kirche, schlossen einen Kreis und nahmen den Knaben mitten hinein, schlugen auch einen Gesang auf und legten das aufgeschlagene Gesangbuch

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/225&oldid=- (Version vom 1.8.2018)