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Märchen vorkommt, so sagt auch die Räuberbraut nicht nur: „Es war ja nur ein Traum,“ sondern was sie erlebt hatte, ward auch wirklich wie ein Traum an uns vorübergeführt. Besonders schön ist dabei das gewaltsame Ende der hohen Dame, dessen näherer Zusammenhang mit Recht nicht aufgehellt wird, während für die Dame selbst durch die traurige Mahlzeit, so wie durch die dabei stattfindende Unterredung, doch unser Mitleid auf eine nicht gemeine Weise erregt wird. In Nr. 36: Der Edelmannssohn, bildet das Räuberhaus und was darin vorgeht, nur eine Episode. Bei der Bewältigung der Räuber kommt wiederum Frauenlist und die malerische Gruppe in’s Spiel; da hier eine Königin die Siegerin ist, so wird nur Alles viel prächtiger und glänzender ausgeführt als sonst. Im Übrigen ist das Grundthema, das auch sonst dem Märchen lieb ist, der leichtsinnige Sohn, der, als ihn sein Vater aufgegeben hat, in die Welt zieht, dann vom Glücke hoch erhoben zurückkehrt und nun noch im Vaterhause, umgekehrt wie der mit offenen Armen empfangene verlorne Sohn der Bibel, durch Verkennung und weil Niemand ihm seinen fürstlichen Rang glauben kann, durch gemeine Arbeit, Schläge und Einsperren den früheren Leichtsinn büßt, um dann gleichsam gereinigt und voller Hoheit dazustehen. Von den bisherigen unterscheidet sich das Märchen Nr. 38: Der Maurerlehrling, dadurch, daß der Räuber hier nicht förmlich besiegt wird. Wenn auch nicht der Räuber selbst, so ist doch sein Helfershelfer der Held, und gewinnt, indem er uns durch die Anhänglichkeit an seinen Meister und dessen Familie der etwaigen moralischen Bedenken überhebt durch scharf berechnenden Verstand und gutmüthigen Humor die Königstochter.

Unter den späteren Märchen mag dem im Wesentlichen schon durch andere Aufzeichnungen bekannten Nr. 43: Die Sonne bringt es an den Tag, „die uralte Idee von der göttlichen Natur der Sonne,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/237&oldid=- (Version vom 1.8.2018)