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Endlich kamen sie vor ein Schloß, das stand schon lange, lange leer, da gingen sie hinein. In dem Schlosse hingen viele Säbel und andere Waffen, davon nahm der Löwe einen Säbel und gab ihn dem Mädchen in die Hand und sagte: „Hau mir den Kopf ab.“ „Nein,“ sagte das Mädchen, „das thue ich nicht.“ „So mußt Du sterben,“ sprach der Löwe. Da hieb ihm das Mädchen den Kopf ab. Auf einmal war die Gestalt des Löwen verschwunden und statt dessen stand ein junger schöner Prinz vor ihr und warb um ihre Hand. Sie gab sie ihm und dann reisten sie beide zu des Mädchens Vater. Der gab ihnen seinen Segen und nun ging der junge Prinz mit seiner Frau nach seinem Schlosse. Da lebten sie lange und glücklich.


5. Die Goldtochter und die Hörnertochter.

Einem Manne starb seine Frau und hinterließ ihm eine vierzehnjährige Tochter. Seinem Hause gegenüber aber wohnte eine Wittwe, die hatte auch eine vierzehnjährige Tochter und die beiden Mädchen waren Gespielinnen. Wenn nun des Mannes Tochter in ihrem Hause war, dann sprach sie immer zu ihr: „Sage Deinem Vater doch, daß er mich heirathet, dann sollst Du es gut haben.“ Und wiewohl die Frau so häßlich war, daß sie sich täglich mit süßer Milch wusch, damit ihr Gesicht schöner aussah, so ließ der Mann sich von seinem unschuldigen Töchterlein doch bereden und freite sie. Diese erhielt von der Zeit an mehr Schläge als Brod und

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)