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Schlafen sie denn alle so sehr,
Und mein Kind das weint so viel;
Dreimal erschein’ ich,
Zweimal bin ich schon dagewesen;
Werd’ ich dann nicht mit einem goldnen Schwert erlöst,
So muß ich in diesem kalten Wasser ertrinken.

Auch diesmal aber rief sie dem Pudelhund, ließ sich von ihm ihr Kind bringen, wusch es ab und dann trug es der Hund wieder zu der Hörnertochter. Der Graf las aber diesmal selbst die Goldklümpchen auf, die ihr aus dem Munde gefallen waren, trug sie am Tage zum Goldschmied und ließ sich ein güldnes Schwert davon schmieden. In der dritten Nacht kam die holde Gestalt wieder, und wie sie ihr Kind wusch, sprach sie:

Schlafen sie denn alle so sehr,
Und mein Kind das weint so viel;
Dreimal erschein’ ich,
Dreimal bin ich schon dagewesen;
Werd’ ich nun nicht mit einem goldnen Schwert erlöst,
So muß ich in diesem kalten Wasser ertrinken.

Da sprang der Graf hinzu, schlug die Kette, welche die Gräfin an sich trug, von einander und dadurch war sie erlöst und ward von Neuem sein holdes Weib. Am andern Tage ließ der Graf die böse Stiefmutter mit der Hörnertochter verbrennen und den alten Vater der Gräfin nahmen sie zu sich, der hatte es gut bei ihnen bis an’s Ende.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)