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darin und brachte ihn seiner Frau, die war kinderlos, deshalb ward sie über den Knaben von großer Freude erfüllt und fütterte ihn auf.

Als er etwas herangewachsen war, hielt der König einst eine große Jagd in dieser Gegend. Er war nicht weit von der Mühle, da brach die Nacht herein und er übernachtete mit seinem Gefolge bei dem Müller Heinrich. Da er den Knaben sah, entsetzte er sich, denn er erkannte ihn gleich wieder.

Er dang aber den Knaben, daß er einen Brief zur Königin trüge und schrieb in den Brief, daß er sogleich verbrannt werden solle. Der machte sich wohlgemuth auf und es begab sich, daß er an einem Sonntage durch ein Städtchen kam. Weil er nun sehr gottesfürchtig erzogen war, trat er in die Kirche, setzte sich nieder und schlief vor Müdigkeit ein. Als die Kirche aus war, achteten die Leute seiner nicht und ließen ihn sitzen. Der Küster aber bemerkte ihn beim Zuschließen, sah, daß ihm ein Brief aus der Tasche guckte, zog ihn heraus, las ihn und schrieb einen andern Brief dafür, worin geschrieben stand, die Königin solle einen Priester herbeiholen und den Knaben mit seiner Tochter trauen lassen. Darauf weckte er ihn und der Knabe setzte seine Reise fort. So wie die Königin aber den Brief gelesen hatte, ließ sie sogleich einen Priester kommen und ihn mit ihrer Tochter trauen.

Als der König zurückkehrte, wurde der Findling schon für einen König geachtet, darum erklärte er: bevor die Heirath gelten und er ihn als seinen Schwiegersohn anerkennen könne, müsse er erst

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/47&oldid=- (Version vom 1.8.2018)