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16. Böse werden.

Es war einmal ein Bauer, der war mit seiner Frau sehr reich und geizig und hatte doch nicht einmal ein Kind. Weil es ihn nun immer gereute, seinem Knecht das Lohn zu geben, so sprach er zu seinem armen Bruder: „Laß einen von Deinen drei Söhnen bei mir dienen und wer zuerst böse wird, sei es nun der Herr oder der Knecht, der soll die Zeche bezahlen. Werde ich zuerst böse mit dem Knecht, so soll der den ganzen Hof hinnehmen und mir noch dazu die Ohren abschneiden. Wird aber der Knecht zuerst böse, so schneide ich ihm die Ohren ab und er bekommt auch keinen Lohn. Es ist mir nur darum, daß ich mit Deinen Kindern in Friede und Freundschaft bleibe und mich nicht mit ihnen erzürne.“ Im Herzen aber dachte er nur seines Bruders Söhne also um den Lohn zu betrügen.

Der älteste der drei Brüder, der Hans hieß, gab sich zuerst bei seinem Oheim in Dienst, bekam aber Tag für Tag nur schmale Kost und hatte große Noth, sich nicht darüber zu erzürnen. Als das Jahr fast herum war, wollte ihn der reiche Bauer noch um den Lohn prellen und sprach: „Treibe einmal die Kühe auf die Weide, meine Frau soll Dir zu Mittag das Essen bringen.“ Hans that wie ihm geheißen war, aber das Essen kam diesmal gar nicht, denn der Bauer meinte, daß er darüber zornig nach Hause kommen sollte. Als nun die Mittagszeit vorüber und Knecht Hans sehr hungrig war, rief er einen vorübergehenden Fleischer an, verkaufte ihm die Kühe, schnitt ihnen aber die Schwänze ab und steckte sie in einen nahen Bruch und

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)