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wo die Königstochter mit goldenen Haaren wohnt.“ Da legte der Jüngling auf Befehl des strengen Herrn einen Eid ab, daß er ihm entweder die Königstochter mit goldenen Haaren zeigen oder allein zurückkehren und sich die Nase abschneiden lassen wollte, nahm die vielen Goldstücke, deren er an jedem Tage eins erhalten hatte, und trat mit großem Aufwand, aber immer begleitet von der Fliege, die Reise an.

Als er nach Sicilien kam, trug er dort dem König vor, daß er um die Königstochter mit goldenen Haaren freien wolle. Der König sprach: „So mußt Du sie dreimal aus meinen drei Töchtern herausfinden, die sich alle ganz gleich sehen, aber ihre Haare werden verhüllt sein.“ „Sei gutes Muths,“ sprach die Fliege zu ihm, „ich werde mich der Prinzessin mit goldenen Haaren auf die Nase setzen, daran magst Du sie gar wohl erkennen.“

Als der Tag kam, da der Jüngling die Prinzessin mit goldenen Haaren unter den drei gleichen Schwestern auswählen sollte, setze sich die Fliege auf ihre Nase und also auch am zweiten Tage. Am dritten Tage war die Fliege nicht da und die Zeit, die dem Jüngling gesetzt war, verstrich mehr und mehr. Da öffnete der Jüngling im letzten Augenblick das Fenster, betete zu Gott in seiner Noth, und sogleich kam die Fliege herein und setzte sich der Prinzessin mit goldenen Haaren auf die Nase. Daran erkannte er sie zum dritten Male und der König ließ sogleich eine große Hochzeit anstellen. Dann bat er seine Frau, daß sie mit ihm zum Besuch in sein Vaterland reisen möchte und zeigte sie dem strengen Herrn, der war über ihre Schönheit so verwundert, daß er kein

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/93&oldid=- (Version vom 1.8.2018)