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hat.“ Er rief seinem Hund Teckel, der rannte mit seinen krummen Füßen umher, konnte ihn aber nicht einmal auffinden. Da sprach der Jüngling: Geschwind-wie-der-Wind! und im selben Augenblicke brachte der Hund geschwind wie der Wind auch schon den Hasen herbei, der war gerade durch den Kopf geschossen.

Darauf sahen sie eine Schaar Schwalben in der Luft schwirren und der alte Oberjägermeister sprach: „Jetzt wollen wir versuchen, wer von uns am besten den Schwalben den Kopf abschießen kann.“ „Schwalben sind Gottes Thiere,“ sprach der Jüngling, „dort kommt eine Schaar Sperlinge aus dem Kornfeld geflogen, nach denen laß uns schießen. Wer schießt sechs Sperlingen auf Einen Schuß die Köpfe ab?“ Der alte Oberjägermeister schoß zuerst, traf aber nur zwei Sperlinge unter die Flügel. Wie die Sperlinge durch den Schuß des Alten schon unruhig waren und eiligst davonflogen, hielt der Jüngling die Kugel vor die Flinte und schoß richtig nicht mehr und nicht weniger als sechs Sperlingen auf einen Schuß den Kopf ab.

„Wer schießt die Schnarre[1], die dort in der dicken Linde so recht im grünen Laub drinsitzt, aber ohne ein Blatt zu berühren?“ rief der Jüngling jetzt. Der alte Oberjägermeister schoß, traf aber blos die breiten Blätter des großen und schönen Lindenbaumes und die Schnarre blieb ganz ruhig sitzen. „Diese Frechheit soll Dir übel bekommen!“ rief er Jüngling ihr zu, hielt die Kugel vor den Lauf und sogleich fiel die Schnarre aus der Linde heraus und ihr Kopf war abgeschossen.


  1. Ein großer, eßbarer Vogel.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/99&oldid=- (Version vom 1.8.2018)