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Die Burg des Drachenfelsens, sowie die Wolkenburg, Löwenburg und Rolandseck sollen auf den Trümmern römischer Wachttürme aus der Zeit Julians oder Valentinians erbaut sein.

In einer Urkunde vom Jahre 1206 wird der Drachenfels als Drachenhöhle oder Drachenloch erwähnt. Im Jahre 1303 führte Graf Heinrich in seinem Wappenschilde einen Drachen und nannte sich Burggraf von Drachenfels. Der Drache in seinem Wappen aber war silbern geflügelt, er hauchte goldene Flammen aus, sein Schweif im roten Felde war aufwärts gewunden und den Kopf wandte er nach dem linken Schildrande zu. Der Drache erschien auf dem Helme silbern bis zum Unterleibe, und dabei hatte er rote Flügel. Die Helmdecke war silbern und dabei rot unterlegt.

Noch jetzt wird unter dem Namen des Drachenloches auf der Südseite des Felsens eine Höhle gezeigt. Dort hauste in alter Zeit ein riesiger Drache, welchem die Bewohner der Gegend eine abgöttische Verehrung erwiesen; selbst Menschenopfer wurden ihm dargebracht. Diese waren allerdings bei den Galliern mehr als bei den Germanen gebräuchlich; doch mögen, als jene der Mehrzahl nach schon Christen waren, gerade hierhin aus Gallien vertriebene Druiden sich geflüchtet und in ihrer Art die bei den Germanen früher seltener gewesenen Menschenopfer vermehrt haben.

So wurde denn der Drachenfels und seine Umgebung ein Bollwerk für das nur langsam am Rheine weichende Heidentum.

Von hier aus unternahmen sogar mehrere fürstliche Familien, vielleicht von celtischen Druiden aufgestachelt, Raubzüge in Gegenden, die bereits dem Christentume angehörten. Von einem solchen kehrten sie einst zurück mit einer Christin aus einem gleichfalls sehr vornehmen Hause, die sie als Beute und als Gefangene heimführten.

Den herrschenden Geschlechtern gehörten zwei Jünglinge an, die an dem Raubzuge noch keinen Teil genommen hatten, aber sich mehr und mehr zu Helden entwickelten, wie sie an Jahren zunahmen. Diese faßten eine unaussprechliche Zuneigung zu der christlichen Jungfrau, die immer schöner und herrlicher unter den Heiden erblühte. Ein richtiges und tiefes, reines Gefühl sagte ihnen, wenn sie den Ausdruck der Frömmigkeit in den Augen der Jungfrau wahrnahmen, daß der Glaube eines

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/201&oldid=- (Version vom 1.8.2018)