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zwischen denen Eginhard und Emma, dicht aneinander gedrängt in nur wenig breiten Gängen einherschritten, waren bereits mit Salbei, Raute, Krausemünze, Schnittlauch oder Buchsbaum eingefaßt. In diesen Beeten an den breiteren Wegen waren im Frühjahr und im Sommer bereits Rosen, Lilien und Tausendschönchen aufgeblüht gewesen. Jetzt aber fehlten bereits nicht einige herbstliche Astern an dieser Stelle. Denn die Blumen im Garten, welche jetzt den Landmann erfreuen, haben in Ingelheim schon der Liebe Eginhards und Emmas zugelächelt und die Nelke, welche jetzt der junge Bauer zum sonntäglichen Strauße für seine Nachbarstochter abschneidet, wurde in Ingelheim schon durch Eginhard für Emma am Sonntage gebrochen.

An einem Tage dieses Herbstes hatten Eginhard und Emma die Gärten verlassen und einen der Weinberge erstiegen. Sie befahlen auch hier bei der Weinlese, welche damals früher stattfand, als jetzt. Doch legten sie auch selbst Hand an, und wer sie so gesehen hätte, würde sie in ihrer haushälterischen Art wohl für ein Paar, das so recht für einander paßte, gehalten haben.

Da plötzlich erblickten sie ein Getümmel auf dem Wege, welcher nach dem Königshofe führte.

Sie erkannten eine kleine Schaar fränkischer Soldaten. Diese kehrten in einem etwas wunderlichen Aufzuge aus dem Kriege heim. Was eigentlich vorging, war von dem Weinberge aus nicht zu erkennen. Umsomehr eilten Eginhard und Emma durch die Gärten wieder auf den Königshof.

Hier sahen sie mehrere schlanke, wilde, heidnische Gestalten stehen. Es waren vornehme sächsische Gefangene, die Karl gemacht und nach Ingelheim gesandt hatte.

Einer ragte über die andern noch durch seine Größe hinaus.

Die fränkischen Soldaten, welche die Gefangenen gebracht hatten, flüsterten dem Hofgesinde zu, dies sei Wittekind.

Es war bereits strenge Bewachung des ganzen Königshofes angeordnet. Die Gefangenen aber wurden auf Befehl König Karls dem Abte von Corvei übergeben. Dieser hatte über sie von ihm zu gleicher Zeit noch besondere Befehle erhalten.

Einer der Gefangenen war noch mit gefesselten Händen angelangt.

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)