Seite:Quantz Versuch Flöte 1752 Seite 053.jpg

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werden, die Tonarten unterscheiden kann, habe ich gleichfalls im III. Hauptst. 3. §. angezeiget.

4. §.

Die Tonart ist wie bekannt zweyerley, die harte, und die weiche, welche man insgemein Dur, und Moll benennet. Noch genauer könnte man sie, wie im Lateinischen, die größere und kleinere Tonart betiteln. Die Tonart Dur hat die große, und die Tonart Moll, die kleine Terze in ihrem Accord.

5. §.

Jeder Durton ist dem eine kleine Terze unter ihm liegenden Molltone, in Ansehung der Töne, die in seiner Tonleiter vorkommen, und folglich auch der Versetzungszeichen, gleich. Z. E. C dur dem A moll; F dur dem D moll; u. s. w. Man findet die Verzeichnungen dieser Tonarten Tab. II. Fig. 4. Die Grundtöne dieser harten und weichen Tonarten, weiche einander gleich sind, stehen immer übereinander. Die oberste Note ist die Grundnote vom Durtone, und die unterste die Grundnote vom Molltone.

6. §.

Jede harte Tonart hat die große Secunde, die große Terze, die ordentliche Quarte, die reine Quinte, die große Sexte, und die große Septime, von dem Grundtone an über sich gerechnet, in ihrer Tonleiter. Jede weiche Tonart hat die große Secunde, die kleine Terze, die ordentliche Quarte, die reine Quinte, die kleine Sexte, und die kleine Septime, von dem Grundtone an über sich gerechnet, in ihrer Tonleiter. Bey dem C dur und A moll liegen alle diese Töne, in der diatonischen Scala: bey den übrigen Tonarten aber nicht. Deswegen müssen, bey jeder Tonart, entweder so viel Kreuze oder so viel vorgezeichnet werden, als nöthig ist, die gedachten Tonleitern zu bilden. Vom C dur und A moll, bis ins Ges dur und Es moll, werden die immer eine Quarte über den vorigen liegenden Tonarten, welche, so wie die eine Quarte unter jeder liegende Tonart, entweder hart, oder weich sind, in ihrer Vorzeichnung, allezeit mit einem vermehret: und vom C dur und A moll an, bis ins Fis dur und Dis moll, bekommen die eine Quinte über den vorigen liegende Tonarten, immer ein Kreuz mehr, als die vorigen. Man sehe ihre Abbildung. Tab. II. Fig. 4.


7. §.

In vorigen Zeiten, da man die Tonleitern der Tonarten aus lauter diatonischen Tönen zusammen setzete, und folglich, bey manchen weichen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Joachim Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Johann Friedrich Voß, Berlin 1752, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Quantz_Versuch_Fl%C3%B6te_1752_Seite_053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)