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Meine Antwort schien beleidigend zu sein. Der Magier erwiderte etwas erregt

„Siehst du den heiligen Mihr,“ und zeigte dabei auf die Sonne, „unter seinen göttlichen Strahlen verschwindet jede üble Wirkung. Er ist es, der das Leben erzeugt, der selbst die verfaulten Samen keimen und Blüten tragen lässt. Er ist es wiederum, der diesen auf seinem „heiligen Altare“ stehenden Tausenden von Gerippen Leib und Seele aufs neue verleihen, sie reinigen wird. Er ist der Quell aller Güte, des Lichtes und Lebens.“

– „Und deswegen habt ihr diese Leichen seinen Strahlen ausgesetzt.“

„Das befiehlt uns das heilige Gesetz des Ormusd. Mögen die Verführungen von Ariman fern von dir bleiben, mein guter Jüngling, mögen keine Zweifel dich vom Glauben an das heilige Wort fern halten.“

Gegen die Vorurteile eines zoroastrischen Priesters anzukämpfen, lag nicht in meiner Absicht und würde mich auch zu keinen günstigen Resultaten geführt haben. Mich interessierte es, näheres über den Friedhof und die religiösen Gebräuche der Sonnenanbeter zu erfahren. So teilte der Greis mir mit, dass die Leichen so lange auf ihren Stützen hängen bleiben müssten, bis das Fleisch den Raubvögeln

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Raffi: Bilder aus Persien und Türkisch-Armenien. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:RaffiBilderAusPersienUndT%C3%BCrkischArmenien.pdf/11&oldid=- (Version vom 24.7.2016)