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ganzes Paradies, wo mit Gottes Segen auch Friede und Zufriedenheit herrschten. Aber es giebt keine Rose ohne Dornen, und oft wird ein heiterer Himmel durch einen schaurigen Sturm getrübt …

So geschah es auch mit der Familie des Meisters. Nach einem jener grossen Festtage, an denen die Rechtgläubigen der heiligen Stadt[1] mit Blumen den Now-rusd[2] begegnen, hatten sich einige Jungfrauen auf dem Hügel versammelt, wo sie an jenem Festtage die Gewohnheit haben, sich mit Liedern zu ergötzen. Da ritt der Serdar (Verwalter) der Stadt vorüber. Sein Blick fiel auf die Schar der Jungfrauen und das Gesicht der schönen Gamar reizte ihn.

Nach einigen Tagen kam ein Abgesandter aus dem Palast des Serdar zu meinem Meister und erklärte, dass Gamars Schönheit das Herz seines Herrn getroffen habe und dass er sie zur Frau wünsche.

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Raffi: Bilder aus Persien und Türkisch-Armenien. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:RaffiBilderAusPersienUndT%C3%BCrkischArmenien.pdf/15&oldid=- (Version vom 24.7.2016)
  1. „Heilig“ heissen die Sonnenanbeter die Stadt Jest, eigentlich Jesd-Chasth, d. h. von Gott gewünscht, dem Gott angenehm.
  2. Now-rusd, d. h. neuer Tag, ein Festtag, welcher am Beginne des Frühlings gefeiert wird und sämtlichen iranischen Stämmen gemein ist. Selbst später eingeführte Religionen haben es nicht vermocht, denselben abzuschaffen