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die geringste Einzelheit aus diesen trüben Stunden aus meinem Gedächtnisse geschwunden ist … Stelle Dir bloss den Zustand eines unglücklichen Flüchtlings vor, der Monate lang wüste Flächen zu durchwandern gezwungen war, jede menschliche Wohnung fortwährend meidend, eine schwächliche, durch den Hunger und die Schwierigkeiten der Reise gänzlich erschöpfte Jungfrau als einzigen Begleiter bei sich …

Der als unrein geltende Gaber wird überall verfolgt, jeder Muhamedaner meidet ihn und weist ihn ab. Wir entbehrten sogar die Gastfreundschaft der Wüstenhirten, deren Tafel jedem Wanderer zugänglich ist. Am Tage hielten wir uns im Gebüsche verborgen auf und setzten abends unsere Reise fort. Unsere einzige Nahrung waren wilde Kräuter und Samen und nur selten fanden wir ein Obdach bei den Armeniern oder Dawudi,[1] die den Gaber nicht verfolgen.

So kamen wir durch die Städte Isfahan, Ghum und Kaschan. Wir hatten kein Lasttier bei uns, denn es ist eine überflüssige Bürde

  1. Die Dawudi sind ein Stamm, dessen Religion sehr nahe der jüdischen kommt, und es sind möglicherweise Nachkommen der alten Juden, welche nach Persien in Gefangenschaft kamen.
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Raffi: Bilder aus Persien und Türkisch-Armenien. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:RaffiBilderAusPersienUndT%C3%BCrkischArmenien.pdf/19&oldid=- (Version vom 24.7.2016)