Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 028.jpg

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Die Vorstellung reußirte im Ganzen recht gut. Auszeichnend aber führten Herr Steiger, und Herr Haßloch, ihre Rollen durch. Nach meinem Gefühl verdiente besonders Lezterer einstimmigern Beyfall, als ihm das Publikum bezeugte. Unter mehrern spielte er die 1te Scene des III Acts sehr meisterhaft. Bey dem Duel gegen Herrn Sollbrig, bey dem richtiges Fechten in selbigem, bey dem augenbliklichen Innehalten mit der Degenspize auf des Gegners rechten Brust, da Jener absichtlich die große Blöße gab, und bey denen unmittelbar darauf folgenden mimischen, auch wörtlichen, Aeußerungen, erhob sich Herr Haßloch gewiß zur künstlerischen Vollkommenheit – oder ich verstehe es selbst nicht, was zur Sache gehört. Wenn die iüngere Mamsel Stegmann fortfährt, sich dem Soubrettenfache mit zeitheriger Application zu widmen: so wird sie bald einen wichtigen Plaz auf Hamburgs deutscher Bühne behaupten. In der 9ten bis zur 12ten Scene des I Acts verdiente ihr heutiges Spiel gewiß vollständigsten Beyfall. In der 16ten Scene des II Acts gieng Herr Solbrig nicht zur Thüre hinaus, sondern durchs Fenster ab.

Nach diesem Lustspiel wurde noch das Geheimnis gegeben – Herr Gollmik kündigte zwar Gestern ein großes Geheimnis an, es reducirte sich aber Heute auf die bekannte kleine Oper, in einem Aufzug, welche Herklots aus dem Französischen übersezt, und Solié componirt hat. Der Ouverture fehlt es nicht an Ausdehnung, der Music im Ganzen aber an Wichtigkeit, und in denen einzelnen Rollen muß daher das Spiel mehr wirken, als der Gesang.

Herr Stegmann hat mir in der seinigen, als Hofrath Döhring, sehr – ich gestehe es aufrichtig – in der heutigen Anstandshaltung, weit besser, als in der sonstigen Carricatur, gefallen. Von der Ariette: „Weiber, euch sezt die Zeit ein Ziel etc.“ sang er die beyden ersten Verse recht brav, aber im Final schien ihm sein Gedächtnis untreu zu werden.