Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 029.jpg

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Madame Langerhans, als Hofräthin, nuancirte das eifersüchtige Weibchen charmant, und sang die erste Ariette in der zweyten aber den dritten Vers, höchst wohlgefällig.

Herr Gollmik spielte den Waller durchaus gut, und legte in die Romanze: „Falsche Hoffnung, ich muß dir entsagen etc.“ viel tonkünstlerischen Werth – aber mit seinem Anzug bin ich unzufrieden. Er trägt in der Verstektheit, zu der ihn die Rolle bestimmt, Uniform – ein blauer Ueberrok schikte sich zu der vorgeschriebenen Situation ungleich besser. War ihm aber Uniform in der Garderobe gesezlich zugetheilt, so durfte er dazu sein Haar nicht im Chignon, sondern mußte es schlechterdings im Zopf, produciren.

Mamsel Stegmann die ältere spielte und sang die Angelika ohne Fehler, ohne Wichtigkeit – Herr Ritzenfeldt den Thomas, in sehr hoch gespannter Carricatur – ob er dabey den Character richtig traf? beantworte er sich selbst! – In der ganzen Oper ist die schon angeführte Ariette: „Weiber, euch sezt die Zeit ein Ziel etc.“ das interessanteste Singestük – die Franzosen gebrauchen sie iezt zum Volksliede.

Mittwochs, den 14. Januar, wurde die Hausehre wiederholt. Es erfüllen in diesem Stüke die Mitglieder unserer Theatergesellschaft, so wie sie zu ieder einzelnen Rolle angestellt sind, mit ungemeinem Fleiße, und vieler Kunst, ihre Pflichten. Madame Haßloch zeigt in ihrer Amalie gewiß Alles, was man von der vollendeten Schauspielerin wünschen und erwarten kann. In der 9ten Scene des III. und in der 3ten des IV. Acts hat mich ihr Spiel tief erschüttert. Madame Fiala bestätigt mein mehrmals über sie gefälltes Urtheil – sie studirt iedesmal den ihr vorgeschriebenen Charakter mit critischem Nachdenken bis auf den Grund, und benuzt dann practisch alle Hülfsmittel der Declamation und Mimic, um ihn frapant treffend, durchzuführen, ohne dabey das Natürliche im Mindesten zu verschieben. Madame Löhrs