Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 031.jpg

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Donnerstags, den 15. Januar, erfolgte eine vortrefliche Wiederholung des Fremden. Sie hat gewiß durchgängig gefallen, denn iedes auf der Bühne handelnde Individium that das Möglichste, sie zum vollendeten Ganzen zu erheben. Wer konnte in der 15ten Scene des IV. Acts Herrn Herzfeld die innigste Bewunderung versagen? – Ein einziger kleiner Fehler wurde im IV. Act beym Uebergang der 6ten Scene zur 7ten merkbar. Entweder übereilte sich Madame Langerhans beym Wiederverschließen des Schrankes, oder Madame Fiala verspätigte sich im Auftreten. Der ganze Verstoß wider die Illusion beruhete nur auf wenigen Augenbliken – aber unleugbar konnte Madame Fiala von dem, was haußen am Schranke vorgegangen war – keine sichtliche Notiz erlangt haben. Herr Stegmann sollte auf seine Augenbraunen weniger Weiß legen, die Gesichtsfurchen nicht mit so grellen schwarzen Linien bezeichnen. Man findet dergleichen Nirgends in der Natur – Hofrath Gerling ist ausserdem, zwar 68. Jahr alt, aber noch immer ein rüstiger Lebemann. Gegen den Anzug, und gegen die sonstigen Haltungen, welche Herr Stegmann sehr passend gewählt hat, sehr künstlich, und characteristisch, durchaus behauptet, contrastirt iene Verzeichnung des Gesichts zu auffallend.

Morgen zum Sonntag haben wir Menschenhaß und Reue auf unserer deutschen Bühne zu erwarten. Ich freue mich herzlich darauf. Ich seze voraus, daß die neuere Vorstellung der vorigen am 15. October 1800, die ich ohne alle Partheilichkeit so ausgezeichnet loben mußte, Nichts nachgeben wird; ersuche Herrn Herzfeld, einen kleinen Rükblik auf das sechste Stück d. Journals Seite 94. u. 95. zu thun; Hoffe, daß die Rolle des Peter gut besezt seyn soll – und lade dann zuversichtlich ieden Kenner, und Verehrer, dramatischer Meisterstüke, besonders