Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 036.jpg

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bisher so innig geschäzt hatte, der Blik, welcher den innern Streit zwischen Abscheu gegen eine Verbrecherin, und Mitleid für eine reuig Büßende, so expressiv ausdrükte, war was Seltenes – ich sahe Madame Eule gerade in die Augen, ich faßte das ganze Feuer, die äußerste Feinheit, dieses Bliks, und hingerissen wurde ich, diesen einzigen Blik als großes Meisterstük zu bewundern.

Die iüngere Mamsel Stegmann spielte die städtische, hoftonaffectirende, sich wichtig machende, Andere geringschäzende Zofe sehr characteristisch und Beyfallswerth – ich ersuche sie, im Dialog der Conversation das Hochheben derer Hände, welches nur dann zuläßig ist, wenn die Rolle Pathos erfordert, sich immer mehr und mehr abzugewöhnen.

Herr Herzfeld – meine Feder stokt da sie das Urtheil über sein heutiges Spiel als Meinau niederschreiben soll – Ausschweifungen im Lobe machen den Critiker gar zu leicht verdächtig, und doch dringt mir Lezters solche ab. – Herr Herzfeld ist mit vollen Kräften ausgerüstet, um die unendlichen Schwierigkeiten dieser Rolle alle zu besiegen; davon gab er heute vollwichtige Beweise, ein großer Theil unsers Publikum ist gewiß darüber mit mir einig; und, dankbar für seine Attention auf meinen kleine Remarquen, bekenne ich es, daß er heute den Meinau weit richtiger,