Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 059.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Da aber die richtige Stellung der Stühle auf unserer Bühne heute ganz vernachläßiget worden war, weil Niemand an die vom Dichter so fein angelegte Nuance gedacht hatte, so mußte Herr Solbrig, als denkender Künstler, schlechterdings auf den für den Prinz Hamlet bestimmten Lehnstuhl, an Opheliens linken Seite, da er den von ihm beabsichtigten Standtpunkt im Grunde nicht verschob, und er ihn einmal besezt hatte, unverändert verbleiben. In der 11ten, 12ten, und 13ten Scene des IV. Acts, würde Herr Solbrig sich gewiß zur dramatischen Vollkommenheit erhoben haben, denn er spielte mehrentheils meisterhaft, wäre ihm in der 11ten nicht Oldenholms Ermordung ganz mislungen, hätte in der 13ten das Wegschleppen des todten Körpers seinen Kräften nicht zu viel Anstrengung gekostet. Bey iener hieb Herr Solbrig sehr matt in die Coulisse – warum nuancirte er nicht, statt des schwächlichen Hiebes, der unmöglich eine Ertödtung bewirken konnte, von dem man noch dazu ein ganz widersinniges Klirren, als Erfolg, hörte, einen wüthenden Stoß? Bey lezterm sahe ich ehedem mehrmals den großen Reineke, als unübertreflichen Hamlet, Oldenholms Leichnam wie einen Mantelsak auf die Schulter werfen, und davon tragen. Aber allerdings begünstigte damals auch der zufällige Umstand den Künstler, daß